Großer Bahnhof für Erika – Eine (tote) Fliege aus Bielefeld stand am 2. März 2015 im Mittelpunkt einer groß angelegten Kunstaktion. Im schweizerischen St. Gallen wird das Insekt mit dem Namen Erika in einem gläsernen Sarkophag zur letzten Ruhe gebettet. Hier geht es zum Fernsehbericht.

Die Idee zu der skurrilen Aktion stammt von den beiden Schweizer Aktionskünstlern Patrik und Frank Riklin. Jede Fliege ist liebens- und lebenswert, behaupteten die beiden schon vor drei Jahren und begannen damals mit ihrem Kunstprojekt über Grenzen hinweg. Teil I davon spielte im Bielefelder Ortsteil Deppendorf.

Fliegen retten in Deppendorf

Unter dem Namen „Fliegen retten in Deppendorf“ inszenierten, oder besser, zelebrierten die Brüder damals den Akt des Fliegenrettens und bewegten auch etliche Bürger daran teilzunehmen. Rund 700 der Insekten bekamen seinerzeit ein neues Zuhause im „Fliegenhotel“ und entgingen auf diese Weise der Vernichtung durch Spray, Fliegenklatsche oder Fliegenfänger. Erika ging anschließend auf eine ganz große Reise: Als vermutlich weltweit erste ihrer Art bekam die Fliege einen extra Transportbehälter und eine eigene Boarding-Karte und wurde per Linienflug in die Schweiz gebracht, natürlich medial ausführlich begleitet.

Perfekte Pressearbeit

Heute nun der vermutlich letzte Akt: die feierliche Bestattung des Tierchens in St. Gallen. Die Riklin-Brüder überließen nichts dem Zufall. So gibt es für Fliege Erika eine eigens eingerichtete Homepage, bei Twitter und Facebook kann man Erikas letzten Weg live (!) verfolgen und die Künstler bemusterten auch die anderen Medien. Mit einigem Erfolg: So ist das Thema dem Schweizer Rundfunk heute Abend in den Fernsehnachrichten ebenso eine Berichterstattung wert wie auch den Printmedien in der Schweiz und Deutschland. Und nicht zuletzt sind ja auch wir auf den Zug gesprungen. 😉

Erika unter anderen großen Kunstwerken

Beigesetzt wird Erika in einem Glassarg im Fußboden der Kunstsammlung der Universität St. Gallen, einer renommierten Galerie mit Arbeiten von Arp, Giacometti, Miró, Richter und anderen bedeutenden Künstlern. Mit großem Medienspektakel inszenierten die Brüder Riklin Erikas Überführung aus dem Tresor einer bekannten Schweizer Bank zu ihrer letzten Ruhestätte. Ob damit auch die elefantös große Kunstaktion um das fast mückenartig kleine Insekt engültig zu Grabe getragen wird, ist noch offen.