Die Szene letzthin im Zoo ist vielsagend: «Ah, Spinne», ruft der Dreikäsehoch und schlägt das Tier tot. Anzunehmen ist, dass dieser Knabe in Sachen Natursinn alles andere als vorbildliche Eltern hat, welche den Wert eines Lebewesens kaum zum Thema gemacht haben. Gedankenlos wird gemordet. Dementsprechend absurd hat vor drei Jahren die Kunstaktion «Fliegen retten in Deppendorf» der Brüder Riklin gewirkt, die von einem Firmenchef einer Biozid-Firma lanciert worden ist.

Dank der Rettungsaktion durfte eine personifizierte Fliege ins Wellnesshotel. Das wirkte satirisch, das Ansinnen der Künstler und des Initiators war aber durchaus ernst gemeint und wird nun mit der Eröffnung der ersten Insekten-Ausgleichsfläche der Schweiz in Gais weitergeführt. Von einem schlechten Gewissen über seine jahrelange Gedankenlosigkeit zum Wert der Insekten getrieben, leistet der Inhaber der Biozid-Firma einen konkreten Beitrag zur Erhaltung der Insekten.

Mit einer Million beschriebenen Arten vertreten Gliederfüssler 80 Prozent aller Tierarten. Davon billigt der Laie oft nur der Honigbiene Wert und Nutzen zu, obwohl die gesamte Insektenwelt an der Bestäubungsleistung beteiligt ist. Die Insekten sind für das natürliche Gleichgewicht auf Erden unverzichtbar. Das heisst nicht, dass man nun die Mücke im Schlafzimmer verschonen und jene, die Malaria überträgt, nicht bekämpfen muss. Insekten können Nützlinge und Schädlinge sein. Die Erstellung einer Ausgleichsfläche fördert aber das Bewusstsein für natürliche Abläufe in unserer Umgebung. Die Aktion kann zudem leicht nachgeahmt werden, indem man tote, versiegelte Flächen der Natur zurückgibt.

bruno.knellwolf@tagblatt.ch